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  Presseberichte
  Buersche Zeitung, 29.08.1989

"Wunderorgel" erstrahlt in neuer Klangpracht

Walcker-lnstrument im Hans-Sachs-Haus für 800 000 Mark überholt / Kulturausschuß regt Orgelfestival an

GELSENKIRCHEN. (al) Einst als Wunder deutscher Orgelbaukunst gepriesen, war die Walcker-Orgel im großen Saal des Hans-Sachs-Hauses zu Beginn dieses Jahrzehnts fast am Ende. Die Stadt war damals drauf und dran, das ramponierte Instrument zu demontieren. Vor diesem Schritt bewahrte sie der Leiter der Städtischen Musikschule, Karlheinz Obernier, der die Walcker-Orgel als Kustos betreut. Obernier konnte die Stadtväter davon überzeugen, daß die Gelder zur fälligen Generalüberholung nicht zum Fenster herausgeworfen würden.

Inzwischen sind die Arbeiten abgeschlossen. 800 000 Mark ließ sich die Stadt die Restaurierung der heute unter Denkmalschutz stehenden Königin der Instrumente kosten. Daß sich die Ausgabe gelohnt hat, bewies Kustos Obernier den Kulturpolitikern, als er ihnen Kostproben der neuen Klangpracht bot. Der Kulturausschuß zeigte sich so angetan, daß er einen Wettbewerb oder gar ein Festival anregte.

Erste Kontakte, um die Walcker-Orgel ins Gespräch zu bringen, hat Obernier schon geknüpft. Er erhielt (wie bereits kurz berichtet) die Zusage, daß die Abschlußkonzerte an der Orgel im Landeswettbewerb "Jugend musiziert" künftig im Hans-Sachs-Haus stattfinden und im Rundfunk übertragen werden.

Immerhin genießt die Walcker-Orgel, wie Obernier betont, "weltweit großes Ansehen bei Orgelfreunden und Organisten". Tatsächlich gilt das 1927 von Oskar Walcker geschaffene Konzertinstrument als eines der bedeutendsten Zeugnisse aus der Epoche der Orgelbaureform und mit seinen 84 Registern als eines der größten seiner Art.

Den alten Spieltisch vermachte die Stadt dem Orgelmuseum in Borgentreich. Die alte elektropneumati-sche Traktur wurde durch eine elektronische Anlage auf dem modernsten Stand der Technik ersetzt. Die alten Laden wurden durch moderne Schleifladen ausgetauscht, so daß die Pfeifen nun präzise ansprechen.

Kaum wieder gutzumachenden Schaden hat dem Instrument freilich der Umbau des Saales im Hans-Sachs-Haus vor 15 Jahren zugefügt. Die Klangentfaltung, klagt Obernier, sei damals durch die stark herabgezogene Decke reduziert worden.

Dem Städtischen Musikverein, Chören und gelegentlich auch den Gelsenkirchener Philharmonikern kann die Walcker-Orgel nun wieder in neuer Klangpracht als Begleitinstrument dienen. Obendrein steht sie Schülern der Musikschule im Unterricht zur Verfügung.

Künftig sollen wieder vier bis sechs Meisterkonzerte im Jahr mit prominenten Organisten "zum guten Ton aus Gelsenkirchen" beitragen.

Kustos Obernier wird sich freilich einiges einfallen lassen müssen, um den stark geschrumpften Kreis der Orgelfreunde zu vergrößern. Volle Säle zu Konzerten an der Walcker-Orgel waren früher keine Ausnahme. Aber das ist schon lange her.

Weitergehende Aktivitäten, erst recht ein Festival, kosten zusätzliches Geld. Obernier vergaß nicht die Kulturpolitiker ausdrücklich daran zu erinnern.

 

   

 

 

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