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  Presseberichte
  Westfälische Rundschau, 30.12.1952

Geschmackvolles Orgelkonzert

Nur selten in der letzten Zeit hatte sich zu einem Orgelkonzert im Hans-Sachs-Haus eine so zahlreiche Zuhörerschar eingefunden wie zur Orgelstunde Franz Röttgers, des Organisten der Propsteikirche am Sonntagvormittag. Der weihnachtlichen Stimmung Rechnung tragend, war das Programm mehr auf intimere Wirkung eingestellt und hatte als solches großen Reiz. Der Beginn mit Domenico Zipolis „Pastorale" und einem Satze aus Silchers Tabulaturbuch (1504) gab Röttger sogleich Gelegenheit, sein sicheres Stilgefühl im Gebrauch der Klangfarben zu bestätigen. Ueberhaupt ist von seiner Registrierung zu sagen, daß sie ohne Gesuchtheit, immer der jeweiligen Aufgabe verpflichtet, mit selbstverständlichem künstlerischen Geschmack eingesetzt wird.

Bachs Name darf in einem Orgelkonzert nicht fehlen, er war hier vertreten mit des Meisters Praeludium et Fuga pro Organo pleno. Die übrigen Orgelwerke der Vortragsfolge entstammen dem Bereich romantischer Musikübung. Brahms' Bearbeitung des Liedes "Es ist ein Ros' entsprungen" hat in der Versponnenheit des Gefühls und Klanges starken Reiz. Diesem Werk folgte Cesar Francks Choral E-dur, ein in seiner schweifenden und schwärmerischen Harmonik für die Kunst des Komponisten typisches Stück.

Den großartigen Abschluß des Konzertes brachte Regers Fantasie und Fuge op. 135b. Röttgers Wiedergabe des monumentalen Werkes war eine ausgezeichnete Leistung, sowohl in der technischen als auch in der überzeugenden musikalischen Gestaltung. Schöne Bereicherung und Abwechslung erfuhr die Reihe der Orgelvorträge durch Liedgaben von Annemarie Dölitzsch (Sopran), die mit inniger musikalischer Beseelung Lieder von Bach und Paul Wilbral sang. Wilbrals fünf Weihnachtslieder sind ursprünglich für Singstimme und Klavier geschrieben, doch steht Ihnen die Orgelbegleitung recht gut an. Vor kurzem erst hörten wir einige von ihnen in einer anderen Veranstaltung. Auch diesmal war der Eindruck dieser Lieder wieder ungemein stark, was sich auch im entsprechenden Beifall äußerte, der den Komponisten aufs Podium rief.
 

 

 

 

 

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