Startseite | zurück

  Presseberichte
  Gelsenkirchener Blätter, 12:26 (1959) 6.-19.12.1959

1. Orgelkonzert im Hans-Sachs-Haus

Das Programm des ersten Städtischen Orgelkonzerts am 14. Dezember, 20 Uhr, im Hans-Sachs-Haus erhält durch Kompositionen eine betont farbige Note, die nicht unbedingt zum "Repertoire" der reisenden Orgelspieler gehören. Franz Röttger, Kustos der 94 Register umfassenden Walcker-Orgel und Organist der Altstädter Propstei-Kirche, wird das Instrument mit all seinen klanglichen Möglichkeiten vorstellen.

Er beginnt seinen Orgelabend mit dem "Benedictus" von Nicolas de Grigny aus einer Orgelmesse. Das einzige Werk de Grignys ist von dem jungen Bach eigenhändig kopiert worden, woraus eine gewisse Wertschätzung ersichtlich sein dürfte. Das Motiv hat der Komponist aus der 4. Choralmesse entnommen. Die "Noels", weihnachtliche Variationen aus der Feder des Priester-Organisten Pierre Dandrieu, sind aus dem Klang des Dudelsacks empfunden. Der Komponist vergnügt sich daran, im Verlaufe eines und desselben Weihnachtsliedes die charakteristischen Register der Orgel in reichen, immer schnelleren und brillanteren Variationen auftreten zu lassen.

J. S. Bach ist mit Präludium und Fuge c-moll und dem Pastorale vertreten. Reife und Fülle sind die Merkmale der Leipziger Jahre, in denen die großen Werke entstanden sind, so auch das in c-moll. Sie bilden den krönenden Abschluß der freien Orgelwerke Bachs und den letzten steilen Höhepunkt der deutschen Orgelkunst. Wie ein gewaltiger Doppelchor baut sich der Anfang des Präludium über dem Orgelpunkt C auf. Auch die Fuge, wenn auch dem Präludium nicht ganz ebenbürtig, ist ein großartiges Stück Musik, vor allem durch die Schönheit des Hauptthemas. Das Pastorale, eines der lieblichsten Stücke Bachs, führt in die Gefilde weihnachtlicher Hirtenmusik.

Als Schöpfer von Orgelmusik ist Franz Liszt nicht häufig zu hören. Ein geniales Stück ist aber das technisch anspruchsvolle "Präludium und Fuge über B-A-C-H". Max Reger, der alle seine romantischen Vorgänger durch seine Gestaltungskraft überragt, ist mit der "Canzonette" und Introduktion und Passacaglia d-moll zu hören.

Die Zeitgenossen kommen mit Flor Peeters (Toccata, Fuge und Hymne über ein Choralthema) und Jean Langlais (Te deum) zu Wort. Während sich der Flame Peeters durch stilvolle Chor- und Orgelkompositionen gemäßigt moderner Klanglichkeit auszeichnet, ist der 1907 geborene und heute an der großen Orgel von Saint-Clotilde wirkende vielseitige Musikschöpfer einer der ersten französischen Improvisatoren und Komponisten der Gegenwart.

 

vorhergehendes | nächstes Dokument

Startseite | oben | zurück