Die Walcker-Orgel im
Hans-Sachs-Haus Gelsenkirchen
Die Konzertorgel im
Hans-Sachs-Haus in Gelsenkirchen wurde als Opus 2150 im Jahre 1927 von
der Firma E. F. Walcker & Co, Ludwigshafen, unter der Leitung von Dr.
phil. h.c. Oskar Walcker erbaut. Die Orgel gliedert sich mit ihren 85
echten Registern und sieben Transmissionen in ein großes Hauptwerk,
drei Schwellwerke - Positiv, Recit expressiv, Solo - und das Pedalwerk.
Dieses Instrument läßt sich anhand seiner Disposition und seines Baujahres
in die Zeit der Orgelbaureform einordnen, deren Ziel es war, von der
einseitig grundtönigen Orgel des auslaufenden 19. Jahrhunderts wegzukommen.
Obgleich erst 73 Jahre
jung, ist die Walcker-Orgel im Hans-Sachs-Haus denkmalgeschützt und
somit bereits ein historisches Instrument, da es eines der wenigen noch
erhaltenen Zeugnisse einer bedeutsamen Epoche der Orgelbaugeschichte
ist.
Die Konzeption des
Hans-Sachs-Hauses sah von vornherein eine große Konzertorgel vor. Die
Architektur des Hauses, des Saales und der sehr viel Raum in Anspruch
nehmenden Orgel war genau aufeinander abgestimmt. Ebenso wurde die Anzahl
und Auswahl der Register und ihre Verteilung auf die Manuale und das
Pedal entsprechend konzipiert. Es entstand eine Orgel mit einem charakterisierenden
mächtigen und grundtönigen Klangfundament, bestehend aus Prinzipalen,
Flöten und Streichern in 32', 16' und 4'-Lagen, mit den Klangkronen,
den sogenannten Einzelaliquoten - Quinten und Terzen in verschiedenen
Fußzahlen, Cornette, Mixturen, Cymbeln -, und vor allem mit den der
Orgel Kraft und Glanz verleihenden Zungenregistern, die das Klangfundament
nach oben beträchtlich erweitern. Ganz im Sinne der Orgelbaureform erhielten
so die einzelnen Werke dieser Orgel ihren typischen Charakter.
Das architektonische
Ensemble von Hans-Sachs-Haus, Saal und Orgel besteht in seiner ursprünglich
abgestimmten Homogenität nicht mehr. Das Hans-Sachs-Haus wurde im Laufe
der Jahre nach dem zweiten Weltkrieg mehrfach teilumgestaltet. 1974
erfuhr der Konzertsaal wesentliche Veränderungen, wovon auch die Orgel
betroffen war: das Fernwerk wurde entfernt und die ursprüngliche Klangentfaltung
der Orgel durch die herabgezogene Decke reduziert.
Die 73 Jahre ihrer
Geschichte sind an dem einst als Wunderorgel gepriesenen Instrument
nicht spurlos vorbeigegangen. Die mittlerweile verschlissene Technik
erzwang die Restaurierung. Die alte elektropneumatische Traktur wurde
1982 durch eine dem damaligen Stand der modernen Technik entsprechende
elektronische Anlage einschließlich eines modernen Spieltisches mit
Setzerkombinationen und Spielhilfen ersetzt. Die alten Taschenladen
wichen der zuverlässigeren Technik von Schleifladen. Die Konzertorgel
im Hans-Sachs-Haus genießt bei Orgelfreunden und Organisten weltweit
großes Ansehen und trägt auf diese Weise zum guten Ton aus Gelsenkirchen
bei.
Karl-Heinz Obernier
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