Nur selten in der letzten Zeit hatte sich zu einem Orgelkonzert im
Hans-Sachs-Haus eine so zahlreiche Zuhörerschar eingefunden wie zur Orgelstunde
Franz Röttgers, des Organisten der Propsteikirche am Sonntagvormittag. Der
weihnachtlichen Stimmung Rechnung tragend, war das Programm mehr auf intimere
Wirkung eingestellt und hatte als solches großen Reiz. Der Beginn mit Domenico
Zipolis „Pastorale" und einem Satze aus Silchers Tabulaturbuch (1504) gab
Röttger sogleich Gelegenheit, sein sicheres Stilgefühl im Gebrauch der
Klangfarben zu bestätigen. Ueberhaupt ist von seiner Registrierung zu sagen, daß
sie ohne Gesuchtheit, immer der jeweiligen Aufgabe verpflichtet, mit
selbstverständlichem künstlerischen Geschmack eingesetzt wird.
Bachs Name darf in einem Orgelkonzert nicht fehlen, er war hier vertreten mit
des Meisters Praeludium et Fuga pro Organo pleno. Die übrigen Orgelwerke der
Vortragsfolge entstammen dem Bereich romantischer Musikübung. Brahms'
Bearbeitung des Liedes "Es ist ein Ros' entsprungen" hat in der Versponnenheit
des Gefühls und Klanges starken Reiz. Diesem Werk folgte Cesar Francks Choral
E-dur, ein in seiner schweifenden und schwärmerischen Harmonik für die Kunst des
Komponisten typisches Stück.
Den großartigen Abschluß des Konzertes brachte Regers Fantasie und Fuge op.
135b. Röttgers Wiedergabe des monumentalen Werkes war eine ausgezeichnete
Leistung, sowohl in der technischen als auch in der überzeugenden musikalischen
Gestaltung. Schöne Bereicherung und Abwechslung erfuhr die Reihe der
Orgelvorträge durch Liedgaben von Annemarie Dölitzsch (Sopran), die mit inniger
musikalischer Beseelung Lieder von Bach und Paul
Wilbral sang. Wilbrals fünf
Weihnachtslieder sind ursprünglich für Singstimme und Klavier geschrieben, doch
steht Ihnen die Orgelbegleitung recht gut an. Vor kurzem erst hörten wir einige
von ihnen in einer anderen Veranstaltung. Auch diesmal war der Eindruck dieser
Lieder wieder ungemein stark, was sich auch im entsprechenden Beifall äußerte,
der den Komponisten aufs Podium rief.