1. Orgelkonzert im Hans-Sachs-Haus
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Das Programm des ersten Städtischen Orgelkonzerts am 14.
Dezember, 20 Uhr, im Hans-Sachs-Haus erhält durch Kompositionen eine
betont farbige Note, die nicht unbedingt zum "Repertoire" der
reisenden Orgelspieler gehören. Franz Röttger, Kustos der 94
Register umfassenden Walcker-Orgel und Organist der Altstädter
Propstei-Kirche, wird das Instrument mit all seinen klanglichen
Möglichkeiten vorstellen. Er beginnt seinen Orgelabend mit dem "Benedictus" von Nicolas de
Grigny aus einer Orgelmesse. Das einzige Werk de Grignys ist von dem
jungen Bach eigenhändig kopiert worden, woraus eine gewisse
Wertschätzung ersichtlich sein dürfte. Das Motiv hat der Komponist
aus der 4. Choralmesse entnommen. Die "Noels", weihnachtliche
Variationen aus der Feder des Priester-Organisten Pierre Dandrieu,
sind aus dem Klang des Dudelsacks empfunden. Der Komponist vergnügt
sich daran, im Verlaufe eines und desselben Weihnachtsliedes die
charakteristischen Register der Orgel in reichen, immer schnelleren
und brillanteren Variationen auftreten zu lassen.
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J. S. Bach ist mit Präludium und Fuge c-moll und dem Pastorale
vertreten. Reife und Fülle sind die Merkmale der Leipziger Jahre, in
denen die großen Werke entstanden sind, so auch das in c-moll. Sie
bilden den krönenden Abschluß der freien Orgelwerke Bachs und den
letzten steilen Höhepunkt der deutschen Orgelkunst. Wie ein
gewaltiger Doppelchor baut sich der Anfang des Präludium über dem
Orgelpunkt C auf. Auch die Fuge, wenn auch dem Präludium nicht
ganz ebenbürtig, ist ein großartiges Stück Musik, vor allem durch
die Schönheit des Hauptthemas. Das Pastorale, eines der lieblichsten
Stücke Bachs, führt in die Gefilde weihnachtlicher Hirtenmusik.
Als Schöpfer von Orgelmusik ist Franz Liszt nicht häufig zu
hören. Ein geniales Stück ist aber das technisch anspruchsvolle
"Präludium und Fuge über B-A-C-H". Max Reger, der alle seine
romantischen Vorgänger durch seine Gestaltungskraft überragt, ist
mit der "Canzonette" und Introduktion und Passacaglia d-moll zu
hören.
Die Zeitgenossen kommen mit Flor Peeters (Toccata, Fuge und Hymne
über ein Choralthema) und Jean Langlais (Te deum) zu Wort. Während
sich der Flame Peeters durch stilvolle Chor- und Orgelkompositionen
gemäßigt moderner Klanglichkeit auszeichnet, ist der 1907 geborene
und heute an der großen Orgel von Saint-Clotilde wirkende
vielseitige Musikschöpfer einer der ersten französischen
Improvisatoren und Komponisten der Gegenwart. |