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  Presseberichte
  Ruhr-Nachrichten, 24.11.1981

Orgelmatinee im Hans-Sachs-Haus

Virtuose Technik

Altstadt. Die erste Orgelmatinée im Hans-Sachs-Haus bestritt Friedemann Winklhofer; der 30jährige Organist studierte und unterrichtet heute an der Münchner Musikhochschule. Sein Programm umfaßte vier Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Sebastian Bach, Jean Francaix und Siegfried Karg-Elert.

Mozarts harmonisch kühne Fantasie f-Moll - ein Spätwerk - klingt auf dieser Orgel fast schon romantisch. Winklhofer spielte das Stück in einem mitreißenden musikalischen Atem, der die Zuhörer sogleich fesselte. Bachs Präludium und Fuge D-Dur BMV 532 zeichnet sich aus durch seinen hellen, fanfarenartigen Duktus; weniger konstruktiv als klanglich angelegt, ist es für den Organisten ein blendendes Spielstück, das virtuose Fähigkeiten, vor allem auch im Pedalspiel, verlangt.

In seiner Suite Carmelite - entstanden 1960 - hat der französische Komponist Jean Francaix in sechs Charakterstücken Nonnen des Pariser Karmel-Klosters portraitiert. Er tut dies durch melodische und harmonisch impressive Einfälle, die mit Humor die komischen Schwächen des Nonnenstandes bloßlegen.

Dem Namen Karg-Elert (1877-1933) begegnet man selten in heutigen Konzertprogrammen; dabei ist er neben Max Reger der wohl bedeutendste deutsche Orgelmeister um die Jahrhundertwende. Sein sinfonischer Choral „Jesu meine Freude" op. 87 machte dies eindrucksvoll deutlich. An diesem sinfonischen Werk vermochte Winklhofer überdies aufzuzeigen, welche spezifischen Klangeigenschaften in der Hans-Sachs-Haus-Orgel stecken. Wilde, zerklüftete Klangblöcke, die Regers harmonische Phantasie noch übersteigern – jugendstilhafter Gefühlsüberschwang, durch Schwellwerk und tremulierende Farben sinnlich geacht: Karg-Elerts Orgelwerk gilt es für die Öffentlichkeit wieder neu zu entdecken. Friedemann Winklhofer spielte vor allem dieses letzte Stück mit hohem persönlichen Engagement und dabei bestechender, virtuoser Technik. Die Zuhörer zeigten sich von Stück und Interpretation begeistert; die Zugabe eines Bachschen Choralvorspiels rundete eine Orgelmatinee, die zu den bislang erfreulichsten Begegnungen zu zählen ist.

Heinz-Albert Heindrichs
 

   

 

 

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