Matinee mit Norbert Düchtel
Walcker-Orgel
mal sinfonisch
(HJL) Eigentlich
fordert die romantisch-opulente Anlage des Instruments dazu
heraus: die Walcker-Orgel im Hans-Sachs-Haus läßt die Nutzung
als "sinfonisches" Instrument ideal zu. So stellte sie der
Regensburger Organist Norbert Düchtel, 33, in der gut
besuchten Matinee vor. (Ein Jammer, daß diese Konzertreihe
vorerst dem Rotstift zum Opfer fallen soll!)
Düchtels
Visitenkarte als Virtuose: Max Regers Introduktion und
Passacaglia op.63, drei Choralbearbeitungen von J.S. Bach,
Joseph Rheinbergers Sonate Nr.4 und schließlich, als
fulminantes Finale, Cesar Francks "Grand piece symphonique"
op.17.
Gerade bei diesem
letztgenannten Werk bewies der Ex-Schüler von Michael
Schneider und Gerhard Weinberger Klangsinnlichkeit und
Registerdelikatesse, romantisches Hineinhören in die
Komposition und biegsame . Musikalität. Bei allem virtuosen
Schwung - Düchtels Spiel besitzt Klangreinheit und
strukturelle Linie. Verwischt wird keine einzige Note.
Ähnliches
Musizierverständnis sprach auch aus Regers Passacaglia.
Düchtel strebte die Balance zwischen romantischer Ausdeutung
und analytischem Durchdringen an – mit Erfolg. Schon hier
fielen dis aparten, reich schattierten Registerfarben auf, mit
denen Düchtel seine Interpretationen interessant und lebendig
gestaltete.
Bei Bachs kargen Choralbearbeitungen aus Kantaten bewies er
eine andere Qualität: die Beschränkung auf eine fein umspielte
melodische Linie, deren "protestantische" Schlichtheit Düchtel
plastisch modellierte. Dann der Umstieg zu der fröhlich-heilen
"Orgelwelt." Rheinbergers - insgesamt ein mitreißendes Porträt
eines Orgelvirtuosen, der sich brillant auf der Walcker-Orgel
zurechtfand.
Störend und lästig
nur die Zirp- und Quietschlaute der Bestuhlung (oder der
Klimaanlage?). Hier muß etwas unternommen werden, soll der
HSH-Saal weiterhin konzertant genutzt werden. |