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  Presseberichte
  Ruhr-Nachrichten, 18.09.1982

Michael Pohl spielt auf der HSH-Orgel

Farbige Kontraste

 

Altstadt. Es gehört schon fast zur Tradition, die Konzertsaison auf der historischen Orgel im Hans-Sachs-Haus zu beginnen. Als Solisten hatte man den in der DDR renommierten Konzertorganisten Michael Pohl gewinnen können; der Ostberliner spielte zunächst "ältere" Werke — Johann Sebastian Bach, Johann Gottfried Walther, Johannes Brahms - interessant die Gegenüberstellung einer Bach- und Brahmsfuge. Bei der letzteren begann das Aufhorchen; denn ab der Romantik gibt die Gelsenkirchener Jugendstilorgel erst eigentlich ihre Charakteristika preis.

Michael Pohl spielt mit großer technischer Präzision und Disziplin; dazu erarbeitet er differenzierte Klangvorstellungen, für deren Verwirklichung er selbst bei Bach zwei Registranten benötigt. So klingt alles, was Pohl spielt - Barockes, Romantisches, Impressionistisches - farbig organisiert, aber zugleich wie gestochen gezeichnet.

Zeitgenössischer Beitrag war die 1974 geschriebene Chaconne des Ostberliner Komponisten Anton Schoendlinger (Jahrgang 1919). Ein recht eigenwilliges Stück Musik: chromatische Tonalitat verdichtet sich durch kontrapunktische Schichtung zu dissonantem Figurenwerk, das vom starren Thema in einem statischen Rahmen gehalten wird.

Den Schlußpunkt des Konzertes bildete die dritte Orgelsymphonie fis-Moll des Franzosen Louis Vierne; hier ist nicht die Linie, sondern die Klangfarbe der Gestaltungsträger - und da ist die Hans-Sachs-Haus-Orgel in ihrem Element; sie blüht auf, in peitschenden Akkorden, geheimnisvollen Fernklängen, süßlichen Mischfarben und burlesk-komischen Verfremdungen, Viernes Stilbrüchigkeit, die auch Banales nicht scheut, hört man heute mit schmunzelnden Vergnügen - verbindet sie doch Grandioses und Kitschiges zu einem Klangpluralismus, der fast schon an Popmusik erinnert.

Starker, und herzlicher Beifall für Michael Pohl.

hall

   

 

 

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