Wehmütigkeit endet erst mit
Schlussnote
Ein
Ausnahme-Musiker: Martin Sander aus Berlin
(HJL) Bei ihm
liegt eine enorme Doppelbegabung vor: Martin Sander, 24,
Organist aus Berlin mit den Güte-Empfehlungen hochrangiger
Wettbewerbspreise, machte in diesem Jahr sein Examen als
Diplom-Chemiker und „ganz nebenbei" studiert er seit 1984 bei
Koryphäen der internationalen Orgelszene. Im Hans-Sachs-Haus
spielte er vor bescheidenem Auditorium Werke von
Mendelssohn-Bartholdy, Reubke und Reger.
Das Programm war
also ganz auf die romantisch registrierte Walcker-Orgel
abgestellt. Sander durchschritt in den drei Kompositionen
dennoch eine stilistische Bandbreite, denn schon von Felix
Mendelssohns f-moll-Sonata (1845) bis zu Julius Reubkes 94.
Psalm (1857) findet eine Riesenentwicklung statt. Kräftige
Konturen, eine aufgerauhte Register-Oberfläche .sorgten
bereits beim Auftakt für Überraschungen - bei Reubke, diesem
so jung verstorbenen Begabten, tritt Sander in seelische
Dimensionen ein. Die Landschaft wehmütiger Ich-Betrachtungen
öffnet sich erst im Schlußakkord einer Hoffnungsidee.
Das dritte,
schwierigste Stück des langen Programms: Max Regers
Variationen und Fuge fis-moll. ein Monumentalbrocken, den
Sander lichtete und klüftete, ohne an psychischer Spannung zu
verlieren.
Elegant, wie
Sander von Manual zu Manual umsteigt, wie er mit der Dynamik
umgeht, wie er virtuose Laufpassagen konzentriert meistert,
wie er die klangliche Raffinesse dieser Orgel zumindest in
Teilen auslotet.
Sander wird seinen
internationalen Weg machen. Daran gibt es keinen Zweifel. |