Organist läßt es "knistern"
An der
Walcker-Orgel: Ph. Lefebvre
(S.N.) Atemlose
Spannung bei einem Orgelkonzert? Philippe Lefebvre machte es
am Donnerstag möglich. Als "Dessert" seines Programms
servierte er eine Improvisation über ein Thema, das er aus dem
Publikum erhalten hatte. Und dabei erwies sich der Franzose
als Mann mit Gespür für gepflegten Nervenkitzel.
Denn Lefebvre - er
leitet das Konservatorium in Lilie und ist "nebenbei"
Titularorganist an Notre-Dame-de-Paris, weltweit eine der
bedeutendsten Orgelstellen - ließ sich Zeit vor seiner
Improvisation, einer franzosischen Paradedisziplin. Da
"knisterte" es im Publikum. Konzentriert die Noten des Themas
studiert, bedächtig die Registerwippen gedrückt, und dann erst
eine gut 10minütige Rhapsodie abgespult, die gespickt war mit
drohend pulsierenden Bässen, dramatischen Akkordschlägen und
schleichenden chromatischen Linien, aber auch
ätherisch-leichten Flötentönen.
Auch im übrigen
Programm (J. S. Bachs Passacaglia und Fuge c-moll,
Mendelssohn-Bartholdys A-Dur-Sonate und zwei Charakterstücke
Cesar Francks) ließ Lefebvre neben technischer Souveränität
auch zielsicher publikumswirksame Aufmachung walten. Und in
dieser Hinsicht steht der Organist ganz in der Tradition der
klangsinnig symphonischen Orgelmusik: er liebt große Gesten,
hält jedoch immer den schmalen Grat zwischen Kunst und Kitsch.
|