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Die Orgel ohne Saal

2001 beschloss der Rat der Stadt Gelsenkirchen, das Hans-Sachs-Haus zu sanieren und den großen Saal in den Original-Zustand zu restaurieren. Auch die Walcker-Orgel sollte nach alten Plänen restauriert werden, um anschließend wieder ihren Platz im Konzertsaal einzunehmen. Doch die Bausubstanz des Hans-Sachs-Hauses stellte sich als noch schlechter heraus, als ursprünglich angenommen: Statt einer Sanierung entschied sich die Stadt für den Bau des Neuen Hans-Sachs-Hauses. Die Entscheidung über das Raumprogramm als Grundlage des Architektenwettbewerbs (Ratsbeschluss vom 14. Juni 2007) sah keinen neuen Konzertsaal und damit auch keinen Wiedereinbau der restaurierten Walcker-Orgel mehr vor. Dies geschah mit Blick auf die neuen Konzert-Säle in Dortmund und Essen; das Musiktheater wurde für Konzerte akustisch optimiert. Im Neuen Hans-Sachs-Haus entstand anstelle eines akustisch ausgewiesenen Konzertsaals ein offenes "Bürgerforum als Ort der bürgerschaftlichen Begegnung".

Mit dieser Entscheidung war das Ende der Walcker-Orgel im Hans-Sachs-Haus besiegelt: Sie wurde zu einer Orgel ohne Saal, denn die Aufstellung und Spielbarkeit der sanierten, historischen Walcker-Orgel war mit der Grundkonzeption, der Raumausbildung, der Raumgeometrie und der Raumakustik des geplanten Forums des Neuen Hans-Sachs-Hauses nicht zu vereinbaren. Es begann eine intensive Suche nach einem Aufstellort, der den qualitativen Anforderungen für ein so einzigartiges Instrument entspricht. Die Walcker-Orgel wurde in der Zwischenzeit fachgerecht bei der Orgelbaufirma "Orgelbau Romanus Seifert & Sohn GmbH & Co." (Kevelaer) eingelagert, die sie auch nach den alten Plänen restauriert hatte.

Unterschiedliche Kirchen und Säle in Gelsenkirchen und dann im In- und Ausland wurden geprüft, doch leider fand sich kein adäquater Raum, der dem Klangerlebnis der Walcker-Orgel gerecht würde. Erst 2017 fand sich eine passende Alternative außerhalb der Stadtgrenzen: die katholische Gemeinde St. Antonius in Papenburg, die in ihrer Pfarrkirche traditionell auch ein ausgezeichnetes Musikprogramm organisiert.

Zukunft in St. Antonius in Papenburg

Künftig erklingt die Gelsenkirchener Walcker-Orgel in Papenburg: Die Kirche der katholischen Kirchengemeinde St. Antonius ist so groß wie mancher Dom und bietet Raum für bis zu 1.000 Menschen, die Woche für Woche den Klängen der Gelsenkirchener Walcker-Orgel lauschen können. Immerhin besuchen jährlich ca. 250.000 Touristen die Stadt. Papenburg liegt 217 Kilometer von Gelsenkirchen entfernt und ist mit dem Auto in etwa zwei Stunden zu erreichen.

Auch jenseits des normalen Kirchenbetriebs wird die Walcker-Orgel in regelmäßigen Konzerten erklingen können und für die Ausbildung von Organisten genutzt.

Im Dezember 2018 unterschrieben die Papenburger Pfarrei St. Antonius und die Stadt Gelsenkirchen einen Vertrag, mit dem die historische Konzertorgel zu einem symbolischen Preis von einem Euro verkauft wurde. Die Gemeinde Papenburg musste ihrerseits einen sehr nennenswerten Geldbetrag für den Einbau der restaurierten Orgel einschließlich Fernwerk aufbringen. Anfang 2018 wurde dazu eigens ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben, den das Kölner Architekturbüro Königs gewann.

Mitte 2020 wird die Walcker-Orgel aufgebaut und für Konzerte nutzbar sein. Zu Orgel-Konzerten in der großen Papenburger Stadtkirche, die eingebunden sind in die "europäische Orgelstraße" von Schwerin über Bremen, Verden und Emden bis in die Niederlande, haben Gelsenkirchener Bürgerinnen und Bürger freien Eintritt. Das Referat Kultur der Stadt Gelsenkirchen wird ein Konzept entwickeln, wie die Walcker-Orgel auch in Zukunft Teil des Gelsenkirchener Kulturlebens sein kann.

Letzte Änderung: 07.01.2018

 

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